Zahnarzt
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Ich bin nervös und fühle mich unwohl. Den ganzen Tag versuche ich, mich mit zeitraubenden und fast sinnlosen Beschäftigungen abzulenken. Wenn ich an morgen denke, zucke ich zusammen und zwinge meine Gedanken in eine andere Richtung. Ja, klar. Denk nicht an rosa Elefanten, denk nicht an rosa Elefanten. Denk nicht an den Zahnarzt.
Ich weiß nicht was mit mir los ist. Angst vorm Zahnarzt, das klang für mich immer nach Koketterie, nach Einbildung, Zeitverschwendung. Meine Zähne waren immer okay - SIND okay. Praxisbesuch dauerten immer nur wenige Minuten und der Bohrer kam mir nur einmal nahe. Auch kein Problem, tat nicht weh. Als Kind bekam ich immer kleine Geschenke, die aus einer Schublade aussuchen durfte. Das war nett, hat Spaß gemacht, ich hatte keine Angst. Als Jugendliche war der Schulzahnarzt mir nicht geheuer. Er arbeitete hastig und Gerüchte von ausrutschenden spitzen Metallinstrumenten machten die Runde. Aber ich hatte keine Angst. Heute habe ich Angst und ich kann es mir nicht erklären.
Der letzte Termin im meinem Bonusheft ist von 2000. Seitdem habe ich den leidigen Gang immer weiter und weiter vor mir hergeschoben. Ich hatte sogar ein paar schwächliche Entschuldigungen. Praxisauflösung ärztlicherseits, Umzug meinerseits, einen Grund findet man immer. Warum? Ich kapier’ es nicht. Ich habe nie schlechte Erfahrungen gemacht, niemand hat mir Scherzen zugefügt, niemand hat sich über Mundgeruch beschwert, nichts. Was kann also schon passieren? Oh ja, das ist das Mantra, das mich den ganzen Tag begleitet: “Immer war alles okay, was kann schon passieren? Immer war…” Vielleicht sollte ich die Frage besser streichen? “… es kann nichts passieren!…”
Was ist mit mir los? Unbewusste Umsetzung einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung? (”Vorm Zahnarzt hat man Angst zu haben!”) Hypochondrische Züge? Verdammt, ich will, dass morgen vorbei ist!